Monte Vista, den 26. November 1893


Lieber Vater und Geschwister!

Meinen Brief werdet Ihr erhalten haben und daraus ersehen, daß es mir noch gut geht. Wie Louis Euch schrieb, hatten wir nach Chicago geschickt für Sachen, welche jetzt angekommen sind.

Ich bin jetzt am Biber fangen und habe schon 3 gefangen. Die Felle sind 3-6 Dollar wert das Stück. Ich und Auguste ihr Mann haben heute an den Höhlen gesucht, wo die Biber drin wohnen und wollten sie herausgraben, aber die haben zu viele Löcher und da weiß man nicht recht, wo sie drin sind. Nachts gehen die Biber auf das Land und beißen die Bäume ab. Sie haben überall kleine Fußpfade aus dem Wasser, da setze ich die Fallen hin. Einer hat mir die Falle mit fortgenommen und einer hat sich den Fuß abgebissen. Sie sind ungefähr so groß wie ein Hund von einem halben Jahr, haben kurze Füße und sind lang gebaut.

Wir haben bis dahin gutes Wetter gehabt und wenn das Wetter so bleibt, so werden wir bald einmal in die Berge fahren und Holz für eine Brücke holen. Wir haben nicht mehr viel Arbeit, das Pflügen ist schon alle getan für nächstes Jahr.

Es friert jetzt schon ziemlich hart hier und bald kann man Schlittschuh laufen. Es ist bald Weihnachten, und ich muß Euch doch wohl auch ein kleines Weihnachtsgeschenk schikken.

Sende Euch nun nochmals 25 Dollar mit dem Wunsche, daß sie Euch so gesund und munter antreffen, wie sie mich verlassen, und wünsche Euch, sowie Großmutter und Onkeln glückliche Feiertage. Ich weiß Euch sonst nichts mehr zu schreiben und will nun schließen mit den besten Grüßen an Euch alle.

Euer August

Beste Grüße an Schulkollegen.

 

Quelle: "Wir hatten ein schlechtes Schiff..." Briefe eines Westerwälder Amerika-Auswanderers 1892-1914

 

 

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