Erich Christian Paul Steup wurde am 12. Juni 1893 in Göttingen geboren, als Sohn des Universitätssekretärs Wilhelm Steup und seiner Ehefrau Johanna, geb. Mergel. Nach Erlangung der Reife für Obersekunda trat er in das Bankgeschäft Klettwig & Reibstein in Göttingen ein, in dem er bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges beschäftigt war.

Die Kriegsbegeisterung riß auch ihn aus seiner beruflichen Tätigkeit heraus, und er trat am 4. August 1914 dem Infanterie Regiment 82 in Göttingen als Kriegsfreiwilliger in den Heeresdienst ein. Mit dem neugebildeten Reserve Infanterie Regiment 234 rückte er in den ersten Tagen des Oktober 1914 ins Feld, und nach Flandern (nördl. Region in Belgien) aus. Am 20. Februar 1915 wurde er beim hinaustragen eines schwerverwundeten Göttinger Kameraden aus dem Schützengraben durch einen Hüftschuß in die linke Seite selbst schwer verwundet. Für bewiesene Tapferkeit überreichte ihm sein Bataillonsführer am 26. Februar 1915 im Feldlazarett das Eiserne Kreuz II. Klasse.

Nach seiner Wiederherstellung im September 1915 wurde er dem Infanterie Regiment 32 zugeteilt, mit welchem er sich am Feldzug in Serbien beteiligte. Dort durch Granateinschlag in seiner unmittelbaren Nähe abermals verwundet, kam er erneut ins Lazarett. Von Mitte Februar 1916 bis Mitte Juni 1916 nahm er an einem Offizierslehrgang im Sennelager bei Paderborn teil. Darauf machte er beim Infanterie-Regiment-96 die Kämpfe um die "Höhe 304" und "Toter Mann"1) vor Verdun mit.

Durch Verschüttung zog er sich eine Mittelohreiterung zu, die ihn bis Dezember 1916 wieder ins Lazarett brachte. Nach seiner Genesung zunächst dem Feldrekruten-Depot des 16. Armeekorps überwiesen, wurde er kurze Zeit später zum Landwehr-Infanterie-Regiment-66 nach Frankreich, in die Argonnen2) versetzt.

Aber auch hier blieb er nicht lange. Als das Regiment im Mai 1917 nach dem Osten verschoben wurde, meldete er sich zur Fliegertruppe, bei der er nunmehr angenommen wurde, nachdem vorherige Gesuche unberücksichtigt geblieben waren. Seine Ausbildung als Flugzeugführer erhielt er bei der Luft-Verkehrs-Gesellschaft in Köslin und kam nach erfolgreicher Prüfung im November 1917 zur Flieger Ersatz Abteilung II in Schneidemühl (Pommern). Hier wurde er weiter ausgebildet und Anfang Januar 1918 zur Artillerie-Beobachter-Schule Ost nach Autz in Kurland (Lettland) beordert, woselbst er bis zum Waffenstillstand im November 1918 als Flugzeugführer tätig war.

In den ersten Tagen des Dezember 1918 wurde er aus dem Heeresdienst entlassen und trat seine alte Stelle in dem Bankhaus Klettwig & Reibstein in Göttingen wieder an. Dort verblieb er bis zum 31. Dezember 1919. Vom 1. Januar 1920 ab war er in dem Bankhaus Schröder, Heye & Weyhausen in Bremen tätig.

Am 1. Dezember 1920 kündigte er diese Stellung, um sich selbständig zu machen. Er trat als Teilhaber in die Firma "Electro-Bedarf Hansa" ein, die später unter dem Namen "Broegelmann & Steup" in unveränderter Weise fortgeführt wurde.
Durch einen schweren Motorrad-Unfall (doppelter Oberschenkelbruch) lag er 1924 über ein dreiviertel Jahr im Krankenhaus. Infolgedessen löste er die junge Firma wieder auf, weil ihr Fortbestehen durch seine erzwungenermaßen eingetretene Untätigkeit und die Ungunst der damaligen Verhältnisse unmöglich geworden war.

Ende 1924 trat er in eine von einem ihm befreundeten Herrn geleitete Automobilfirma ein und blieb bis 1931 in diesem Geschäftsbetrieb. Anschließend war er als Geschäftsleiter bei der Brennabor-Niederlassung (deutscher Hersteller von Kinderwagen, Fahrrädern, Kraftwagen und Motorrädern mit Sitz in Brandenburg an der Havel) in Bremen tätig. Als diese Zweigstelle infolge bestehender Schwierigkeiten der Werke aufgelöst wurde, übernahm er die Stellung des Gau-Geschäftsführers beim Gau VIa Weser/Ems des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC).

Aus dieser Stelle berief ihn im August 1933 der damalige SA-Gruppenführer der Gruppe "Nordsee", Freiherr von Schorlemer, zum Verwaltungs Sturmführer. Als solcher hat er das Hilfswerklager Malgarten (Kloster Malgarten) im Kreis Bersenbrück (Reg.-Bezirk Osnabrück) für die Heranbildung von Schmieden, Schlossern und Elektrotechnikern als Speziallager für die Metallberufe eingerichtet.

1938 war er hauptamtlicher Verwaltungsleiter der SA-Standarte 75, Bremen.

Die SA-Standarte 75 war im Haus Kohlhökerstraße 61 stationiert. Standartenführer Günther Hoffmann Jahrgang 1900, Mitglied der NSDAP seit 1929, von Beruf Musiklehrer, war als Oberregierungsrat Leiter der Behörde für Kunst, Wissenschaft und kirchliche Angelegenheiten und Vertreter des Senators für das Bildungswesen. Er erteilte während des Pogroms Befehle an die Sturmbanne und ließ sich gegen Morgen durch die Stadt fahren, um das Werk der Zerstörung zu betrachten.

Der damals 45-jährige Obersturmbannführer Erich Steup verteilte in der Reichspogromnacht die Listen mit den Adressen bremischer Juden und gab dabei, ohne die Befugnis zu haben, Weisungen, die als Mordbefehle aufgefasst wurden. Es war 2.00 Uhr nachts, als der Befehl von Heinrich Böhmcker, Bürgermeister von Bremen und SA-Mann, kam. In diesem hieß es, dass alle Juden auf die Straßen zu schaffen und zu verhaften seien. Obersturmbannführer Steup und bewaffnete SA- Trupps brachen in der Nacht vom 09. auf den 10. November 1938 in Häuser ein und trieben die Juden an Sammelplätzen, unter anderem dem Alten Gymnasium (damals „Kleine Helle“) und den Findorffer Mißlerhallen, zusammen. Frauen, Alte und Kranke durften nach stundenlangem in der Kälte Stehen in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Männer jedoch mussten bis 8.00 Uhr morgens draußen ausharren und danach einen Gewalt-Marsch von 8 Kilometern unter Beleidigungen von ihren Aufsehern in das Zuchthaus nach Oslebshausen bewältigen. Von dort aus wurden sie als „Schutzhäftlinge“ von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Oranienburg deportiert und wochenlang zur Zwangsarbeit getrieben, gefoltert und misshandelt.

Die meisten der 168 Männer aus Bremen fanden nur noch als gebrochene Menschen ihren Weg zurück nach Hause4).

Erich war nach dem Krieg als selbständiger Bilanzbuchhalter in Bremen tätig. Verheiratet war er seit dem 18. Juli 1929 mit Anne Arns, geb. 29. Mai 1904 in Bremen. Die Ehe blieb kinderlos. Am 21. Februar 1955 stirbt er ebenda im Alter von 61 Jahren.

 

 

Anmerkungen:
1) Die Höhe "Toter Mann", der Mort Homme, ist Name einer alten Gemarkung, besteht aus zwei Hügeln mit einer Höhe von 295 bzw. 265 Metern, auf denen erschütternde Kämpfe von Mann zu Mann stattfanden. Auch wenn die Nord- und Südspitze des Mort Homme am 9. April 1916 in deutscher Hand bleiben, steht der französische Widerstand im Zeichen des berühmten Tagesbefehls des Generals Petain, der mit den Worten endet: „Courage on les aura!“ (Nur Mut, wir kriegen sie doch!). Der mittlere Gipfel der von den feindlichen Artillerien erschütterten und mit Trommelfeuer belegten Stellung kann von den beiden Gegnern nicht mehr gehalten werden. Die Deutschen graben sich dennoch auf den Hängen ein und bauen einen Tunnel (Gallwitztunnel), der die Ablösung aus den hinteren Stellungen erleichtert. Bei dieser Art Tunnel handelt es sich nicht um einen einzigen Gang, sondern um ein verzweigtes Netz, das Ruhesäle, Krankenstation, Küche, Munitionslager usw. einbindet. Eine Eisenbahn auf einer Spur 0,40m übernimmt den Nachschub. Im Mai Juni und Juli 1916 versuchen die Deutschen neue Angriffe, denen neue Misserfolge und fürchterliche Verluste auf beiden Seiten folgen. Die Kuppe der Höhe Toter Mann wurde nach dem Krieg neu vermessen. Sie war nun aufgrund des extremen Artilleriebeschusses um 16 Meter niedriger. Tote spürte man bis in eine Tiefe von 10 Metern auf. Die etwas weiter westlich gelegene Anhöhe 304 war für die am 9. April 1916 von den Deutschen eroberten Stellungen auf den Hängen des Mort Homme eine konstante Bedrohung. Am 4. Mai begraben 600 deutsche Artilleriegeschütze großen Kalibers die Anhöhe 304 unter einem Geschosshagel, dem ein Angriff und die Eroberung des Gipfels gegen 17:00 Uhr folgen. Am 25. Mai fällt das Dorf Cumieres in deutsche Hände, am 30. Mai der Wald von Caurettes. Bis Mai/Juni 1916, als die deutsche Flut eingedämmt werden konnte, war das Trommelfeuer so dicht, dass die Hügel in Staub und Rauch versanken. 75 Geschützstellungen konzentrierten ihr Feuer auf wenige 100 Quadratmeter. 21 Divisionen taten sich in diesem Abschnitt hervor. 10.000 Franzosen wurden hier getötet. Zur Erinnerung an ihre Heldenhaftigkeit und ihr Opfer ließ ein Komitee der Veteranen von der Anhöhe 304, in dem 35 Vereine zusammengefasst sind, eine hohe Pyramide mit den Nummern der beteiligten Einheiten errichten. Die Pyramide wurde im Juni 1934 eingeweiht. (Quelle: www.verdunbilder.de)
2) Die Argonnen – französisch L'Argonne, in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg meist als Argonner Wald bezeichnet – trennen das wellige Becken der Champagne vom ursprünglich erst an der Maas beginnenden Lothringen.
3) In der Gemarkung Epe, nordöstlich der Stadt Bramsche im Landkreis Osnabrück bestand im Ortsteil Malgarten bis 1803 ein Benediktinerinnenkloster. Es wurde 1194 von Graf Simon von Tecklenburg auf seiner Burg Malgarten eingerichtet. Das eigenbewirtschaftete Klostergut hatte eine Größe von etwa 237 ha. 1820 wurde das Klostergebäude Sitz des Amtes Vörden  dem zunächst auch die Justizverwaltung angegliedert war. Nach der Auflösung des Amtes Vörden 1885 blieb das Amtsgericht Malgarten bis 1932 bestehen. Danach beherbergte die Klosteranlage von 1933-1936 ein Hilfswerklager der SA, von 1936-1944 die NSDAP-Kreisschule und den Reichsarbeitsdienst, von 1945-1949 ein Altersheim und von 1946-1956 ein Landschulheim der Mösermittelschule Osnabrück. Seit 1945 dienten Teile des Klosters als Flüchtlingslager. 1970 wurde der Klosterkomplex unter Denkmalschutz gestellt, 1972 vom Land Niedersachsen an den Kreis Bersenbrück verkauft und nach dessen Auflösung Besitz des Landkreises Osnabrück. Heute sind Klosterkirche und Pfarrhaus in kirchlichem, alle anderen Gebäude in Privatbesitz, aber dennoch weitgehend der Öffentlichkeit zugänglich. (Quelle: Hompage Gosmann)
 
 
 

Ein Kommentar

  • Guten Tag, 
    ich recherchiere über die Täter der Pogromnacht 1938. In diesem Zusammenhang kann ich ihnen mitteilen, dass E. Steup am 21.2.1955 in Bremen starb. Quelle: Todesanzeige im Weser Kurier.
    Frdl. Grüße

    Bearbeitet am Freitag, 07. Januar 2022 13:15 von Admin - Bei Steup's.