Otto Paul Steup wird am 7. Juni 1892 in München-Gladbach1) geboren, als Sohn des Klempnermeisters Ludwig Steup und seiner aus Wildenrath im Kreis Heinsberg stammenden Ehefrau Anna Maria Catharina geb. Zohren.

Er besuchte von 1898 an die evangelische Grundschule in München-Gladbach. Am 19. März 1901 beauftragte der Lehrer Bay am Ende der Schreibstunde einen Schüler, die benutzten Federhalter einzusammeln. Als der Schüler den Federhalter von Otto einsammeln wollte, hielt dieser ihn mit der Feder noch oben in der linken Hand fest. Der Schüler zog an dem Halter, ließ ihn aber wieder los, als er den Widerstand von Otto spürte. Dadurch schnellte Ottos Hand mit dem Federhalter zurück, direkt mit der Feder in das rechte Auge. Er verlor trotz umgehender Behandlung das rechte Auge. Sein Vater verklagte daraufhin den Lehrer wegen mangelnder Aufsichtspflicht auf Zahlung der Heilkosten und auf Zahlung einer jährlichen Rente ab dem 14. Lebensjahr. Der Prozess ging durch mehrere Instanzen bis zum Oberverwaltungsgericht in Düsseldorf. Dort wurde entschieden, dass den Lehrer keine Schuld tritt, bei einer Klassengröße von 83 Schülern sei es nicht möglich, jeden Schüler, der einen Helferdienst ausführt, zu überwachen.

Nach der Volksschule wechselt er bis 1906 auf ein Gymnasium. Anschließend wurde er bis 1911 als Textilarbeiter beschäftigt, um dann für zwei Jahre die höhere Fachschule für Textilindustrie in München-Gladbach zu besuchen.

Im Ersten Weltkrieg stand er von 1915 bis 1918 als Kanonier beim Feldartillerie-Regiment Nr. 84 im Felde.

Von 1912 bis 1914 und von 1918 bis 1936 war er als Betriebsassistent, Betriebsleiter und Direktor in verschiedenen Tuchfabriken in Mönchen-Gladbach, Forst in der Lausitz, Euskirchen und in Liestal in der Schweiz, Kanton Baselland, tätig.

Von 1936 bis 1945 leitete er als Fabrikdirektor die "Wolldeckenfabrik Zoeppritz AG" in Mergelstetten bei Heidenheim a. d. Brenz (Württemberg). Die Wolldeckenfabrik wurde 1828 gegründet und existiert heute noch als älteste Fabrik dieser Art in Europa.

Am 28. April 1945 wurde er von den Amerikanern als Kreiswirtschaftsberater2) festgenommen. Seit dieser Zeit befand er sich nacheinander in den Internierungslagern Bühl, Ludwigsburg, Garmisch, Moosburg in Oberbayern, Kornwestheim und zuletzt wieder im Lager Ludwigsburg, aus dem er am 5. August 1947 entlassen wurde.

Er ist seit dem 18. Oktober 1921 mit Maria Dickmann, geb. am 16. Januar 1891 in München-Gladbach, verheiratet.

Aus der Ehe ging der Sohn

Hans Ludwig Steup, geb. 11. November 1922 zu Forst in der Lausitz, hervor. Er genoss seine Ausbildung in der Schweiz, wo sich seine Eltern damals (1925-1936) aufhielten, später in Heidenheim (Brenz) und anschließend in Schelklingen bei Blaubeuren. Dort weilte er in der Urspringschule (1937-1939) im Internat. Von 1939 bis 1942 war er Textil-Lehrling in der "Wolldeckenfabrik Zoeppritz AG" in Mergelstetten.

1942 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Nach kurzer Ausbildung bei der Luftwaffe wurde er zur weiteren Ausbildung dem Artillerie-Regiment Nr.128 in Ludwigsburg (Württemberg) zugeteilt. Von Juni 1943 bis Oktober 1943 lag er wegen einer schweren Nervenlähmung, die zeitweilig bis zur Erblindung führte, im Lazarett in Nördlingen.

Weihnachten 1943 rückte er mit dieser Formation aus, um als Ergänzung der 23. Panzer-Division zu dienen. Mit ihr machte er die schweren Kämpfe in Südrussland, Rumänien und Ungarn mit und geriet mit der ganzen 23. Panzer-Division in amerikanische Gefangenschaft, aus der er am 19. Juni 1945 entlassen wurde. Zuletzt befand er sich im Kriegsgefangenenlager Wasseralfingen bei Aalen.

Einige Wochen nach seiner Entlassung im Jahre 1945 war er kurze Zeit als Arbeiter im Zementwerk Mergelstetten tätig, um vom 22. Juni 1946 an die "Höhere Textilfachschule" zu München-Gladbach zu besuchen, auf der er sich bis zum Herbst 1947 befand. Später hielt er sich wieder bei seinen Eltern auf, die 1947 nach Memmingen im Allgäu umgesiedelt waren und von dort nach Großberghofen bei Dachau verzogen, wo sein Vater Direktor in einer Tuchfabrik war. Auch diese Stelle gab sein Vater wieder auf, und er betätigt sich jetzt in leitender Stellung in einem Fabrikunternehmen der Textilindustrie zu Ingolstadt a. d. Donau.

 

 

 

1) Als Gladbach am 1. Januar 1888 kreisfrei wurde, erhielt es den Namen München-Gladbach, abgekürzt M.Gladbach, um es besser von Bergisch Gladbach unterscheiden zu können. Der Name leitet sich von den seit 974 in Gladbach siedelnden Mönchen ab. Am 20. Dezember 1950 wurde die Vollform des Namens in Mönchen Gladbach geändert, um Verwechslungen mit München zu vermeiden. Am 11. Oktober 1960 wurde die heute gebräuchliche Zusammenschreibung Mönchengladbach eingeführt.

2) Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurden 1933 Gauwirtschaftsberater berufen, die die Gauleiter in wirtschaftlichen Fragen beraten sollten. Die Gauwirtschaftsberater waren vornehmlich für die Belange mittelständischer Unternehmen zuständig, ohne sich als deren Interessenvertretung zu verstehen. An der „Arisierung“ waren die Gauwirtschaftsberater durch die Ausschaltung von Juden aus der mittelständischen Wirtschaft beteiligt. Die Gauwirtschaftsberater waren darüber hinaus aufgefordert, auf der untergeordneten Ebene der NSDAP-Kreise Kreiswirtschaftsberater zu einzusetzen.

 

 

 

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