Die Tochter von Michel Steup und seiner Frau Anna, geb. Müller wurde um 1608 geboren, hieß Lehna (Magdalena) und starb bereits 1647. Sie war mit dem Schultheißen Christoffel Baum zu Marienberg verheiratet, der sich nach ihrem Tod wiederverheiratete und 1666 starb. Sein Großvater, Bauer, Unterschultheiß, Schultheiß und Wirt Hans Baum zu Marienberg, bediente sich 1615 eines Siegels mit einem Tannenbaum. Die Urkunde vom 4. September 1615, auf welcher der Abdruck des Siegels angebracht ist, befindet sich in Archivakten der Gemeinden Bach und Pfuhl aus den Jahren 1587 - 1740. Ebenso war sein Vater, Bäst Baum, Schultheiß gewesen. Großvater, Vater und Sohn hatten nacheinander, nahezu hundert Jahre lang, das Schultheißenamt im Kirchspiel Marienberg verwaltet und in dieser Zeit der Herrschaft schätzenswerte Dienste geleistet.

Aus der Familie Baum, die damals eine der angesehensten und blühendsten im Kirchspiel Marienberg war, stammte auch der Philologe Christian Baum (Arbor)1) von Marienberg. Er studierte 1598 auf der Hohen Schule zu Herborn, ging später zu den akademischen Vorlesungen über und war 1604 Lehrer der III. Classe des dortigen Pädagogs.

1606 treffen wir ihn als Präceptor der II. Klasse und am 17. Oktober 1610 als Johann Heinrich Alsted2) prof. philos. extr. publ. ward, rückte er an dessen Stelle in die I. Klasse auf. Als Lehrer dieser und der II. Klasse hat er oft öffentliche Disputationen sowie philosophische und philologische Vorlesungen gehalten. In Marienberg begütert, gehörte ihm auch die Mühle zu Gontersdorf im Dillkreis, die er 1619 wieder verkaufte. Er starb am 16. Mai 1626 an der Pest.

Rektor Alsted schrieb das Leichenprogramm, was darauf schließen läßt, daß er beliebt war und im Lehrkörper eine bevorzugute Stellung einnahm. Das Leichenprogramm ist in lateinischer Sprache abgefaßt3) und lautet in deutscher Übersetzung folgendermaßen:

„Den Studierenden der erlauchten Hohen Schule von Herborn entbietet der Rektor seinen Gruß.

Es ist eine auffallende und überaus beklagenswerte Tatsache, daß der unglückselige Krieg (gemeint ist der 30 jährige Krieg, der von 1618 - 1648 dauerte) die Menschen nicht zum Ende ihrer Wirksamkeit gelangen läßt. Gott will dadurch die Unglücksschläge, die der Krieg mit sich bringt, recht eindringlich auf unseren Geist und unser Herz wirken lassen. Es pflegt daher Er, der König der Könige und Herr der Heerscharen, dieser seiner Zuchtrute (des Krieges), noch eine andere zuzugesellen in der Gestalt ansteckender Krankheiten (gemeint ist die Pest), um uns auf diese Weise endlich auf den Weg zu einem besseren Leben zu führen. Ein Beispiel dieser göttlichen Verteilungsweise und Anordnung haben wir jetzt vor uns. Deshalb laßt uns hier uns selber sein, d. h. Christen; wir wollen über dergleichen uns wundern oder auch beklagen, aber wir wollen auch vor jener vom Himmel uns gesandten Gewalt uns beugen und es für recht und billig erachten, daß den Menschen das nicht mißfalle, was Gott, wie wir sehen, gefallen hat. Kurz, wir wollen in tätiger Reue den Zorn unseres himmlischen Vaters in den einzelnen uns betreffenden Fällen abwenden oder wenigstens besänftigen. Hierzu dürfte es nicht wenig beitragen, wenn wir dem Christi an Baum, einem Manne, der dazu geschaffen war, anderen zu dienen, das Totengeleite geben und ihm diesen Ausdruck unserer letzten Verehrung zukommen lassen. Es hat unserm himmlischen Vater gefallen, diesen ehrenwerten Mann unter die Zahl der ersten zu rechnen, die das Wüten der Pest an sich verspüren mußten. So sehr hat Gott (hierin) unserer Hochschule gedroht, die bisher in so vielen Gefahren noch immer aufrecht dastand. Aber wir wollen unsere ganze Zuversicht auf den Herrn setzen, damit wir unsere Pflicht erfüllen, solange das Wüten der Seuche nicht weiter zunimmt! Sollten manche nicht in allen Stücken starken Geistes sein, so mögen sie sich sogleich jenen seinen (des Herrn) Psalm, den 9lsten, zu Herzen nehmen, jedoch unter der vorausgehenden, mitwirkenden und nachfolgenden Gnade unseres Gottes, in dessen Kraft wir alles vermögen. Ihn bitte ich, daß er jetzt in dieser Zeit uns beistehen möge mit dem Schutz und Schirm seines Geistes und unser Leben, unsere Gesundheit und unsere Studien segnen möge durch Jesus Christus, den besten und größten Heiland unserer Seelen.

Herborn , 16. Mai im Jahre der äußeren Nachsicht Gottes 1626

P. S. Das Begräbnis wird morgen 6 Uhr vormittags stattfinden. Wer will, mag dem Zuge folgen, wenigstens aus der Entfernung (im Abstand)."

 

1) Christian Baum (Arbor) (* 1580 in Marienberg; † 16. Mai 1626 an der Pest in Herborn) war Theologe und Philologe. Ab 1590 war er auf einem Pädagogium in Herborn, 1598 folgte ein Studium an der Herborner Hohen Schule. Er wurde Lehrer in Butzbach und ab 1604 am Pädagogium Herborn. Er ging bei dessen Verlegung mit nach Siegen und wurde nach der Rückverlegung 1610 Präceptor der 1. Klasse und Pädagogearch als Nachfolger Johann Heinrich Alsteds. Seine Witwe Anna Baum, geb. Corvin, wurde 1629 als Hexe angeklagt und enthauptet. (Quelle: Wikipedia)
2) Johann Heinrich Alsted wurde Mitte März 1588 als erstes Kind des Pfarrers Jakob Alsted in Ballersbach im Dillkreis geboren. Bis zum April 1599 lebte er dort und anschließend im benachbarten Bicken, wo sein Vater bis zu seinem Lebensende 1622 wirkte. Nach Vorbereitung durch seinen Vater wurde Johann Heinrich am 01. Oktober 1599 in die Tertia des Pädagogiums in Herborn aufgenommen. Schon am 02. Oktober 1602 erfolgte seine Immatrikulierung als Student der Hohen Schule unter der Nummer 934. Durch ein Stipendium seines Landesherrn konnte er nach Abschluß seiner Studien 1606 seine "akademische Wallfahrt" ausfahren, einen zweijährigen Besuch der Universitäten Marburg, Heidelberg, Straßburg und Basel, und außerordentlich gefördert 1608 zum Dienst in die Anstalten zurückkehren, denen er die Grundlagen seiner Bildung verdankte.
Etwa 1615 heiratete Alsted die Tochter Anna Katherine des berühmten ersten akademischen Druckers Christoph Rab (Corvinus) in Herborn. Der Ehe entsprossen zwei Söhne und zwei Töchter. Durch Kriegseinwirkungen, den großen Stadtbrand vom 20. August 1626, immer stärkere Abnahme der Studenten und Beschlagnahme der Einkünfte der Hohen Schule durch Kurtrier war eine Fortdauer der Anstalt unmöglich gemacht. Aus dieser äußeren und inneren Not, die auch Alsted schwer traf, war der Ruf des Fürsten Gabriel Bethlen von Siebenbürgen, der in Stuhlweißenburg eine reformierte Lehranstalt nach dem Muster der Herborner Hohen Schule einrichten wollte, für ihn eine Erlösung. Sein Landesfürst, Graf Ludwig Hinrich von Nassau-Dillenburg, gab ihm nach langem Zögern am 12.8. 1629 eine ehrenvolle Entlassung mit dem Vorbehalt, daß er nach Kriegsende zurückkehre. Am 15. September 1629 verließ Alsted mit Johann Heinrich Bisterfeld und Philipp Ludwig Piscator Herborn, "seine Bildungsstätte, die Wiege seines Ruhms, die Heimat seiner Gattin". Seine Familie begleitete ihn. Nicht leichten Herzens verließen sie ihre Heimat. "Für Calvinisten, wie Piscator und Alsted, gab es kein Besinnen, dort zu helfen, wo ihrer Kirche die Hilfe am nötigsten war."
In Stuhlweißenburg las Alsted als Hauptfach Philosophie. Doch ist nicht anzunehmen, daß er sein Lieblingsfach Theologie ganz aufgegeben hat. 1635 wurde sein letztes umfangreiches Werk, ein Buch von über 1100 Seiten in Folio mit dem (verdeutschten) Titel "Vorläufer des Triumphs der Religion" in Stuhlweißenburg gedruckt. An der Synode in dieser Stadt im Jahre 1634 hat er Anteil genommen. Am 9. November 1638 ist Johann Heinrich Alsted in Stuhlweißenburg, erst fünfzig Jahre alt, gestorben. (Quelle: Johann-Heinrich-Alsted-Schule, Mittenaar)
3) Staatsarchiv Wiesbaden, rri 2 Hohe Schule Herborn, IV 2t, Abtlg. 95

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