In den Jahren 1904/1905 (Erweiterungsbau 1927) entstand in Marienberg ein Krankenhaus, das sich rasch eines guten Rufes erfreute. Es gehörte von 1907 bis 1967 der Paulinenstiftung[1] in Wiesbaden. In den 1970er Jahren orientierte sich die Paulinentiftung weg vom Betreiber zum "Sponsor".
Für das Marmer Krankenhaus musste ein neuer Betreiber gefunden werden. Dem eigens gegründeten »Krankenhaus-Verein Bad Marienberg e.V.« gelang es, das Mutterhaus »Friedenswarte« in Bad Ems[2] für die weitere personelle Besetzung des Krankenhauses zu gewinnen. Doch im Jahr 1976 musste das Krankenhaus dann endgültig seine Pforten schließen.
Die Stadt übernahm das Gebäude und verkaufte es an Otto Bartling. Dieser eröffnete im alten Krankenhaus das psychiatrische Nachsorgewohnheim »Haus am Geisberg". Heute gefindet sich das »Haus am Geisberg« in der Trägerschaft der AWO Gemeindepsychiatrie gGmbH.
Anmerkungen:
[1] Pauline Friederike Marie von Württemberg (* 25. Februar 1810 in Stuttgart; † 7. Juli 1856 in Wiesbaden) war eine Prinzessin von Württemberg und durch Heirat Herzogin von Nassau.
Sie gründete 1857 eine Mädchenherberge, die sogenannte „Nassauische Diakonissen-Mutterhaus Paulinenstiftung“, Diakonissen aus Düsseldorf-Kaiserwerth gaben den Mädchen Unterricht in geistlichen und praktischen Dingen.
Seit 1858 verfügte die Mägdeherberge über ein eigenes Haus im Nerotal (Stadtteil von Wiesbaden). In den folgenden Jahren kamen die Ausbildung von Dienstmägden, die Armenpflege, ein Kinderheim und eine Krankenstation für Frauen und Kinder zu den Tätigkeitsfeldern hinzu.
1870/71 diente die Paulinenstiftung vorübergehend als Lazarett.
1884 wurde die Einrichtung um ein neues Krankenhaus erweitert.
1893-96 wurde ein neuer Gebäudekomplex in der Schiersteiner Straße errichtet und in den folgenden Jahren immer wieder erweitert. Darin entstanden das neue Mutterhaus mit eigener Kapelle, das Erziehungshaus, die Mägdeherberge und das Adelheid-Krankenhaus. Nun wurden auch Schwestern in der Erziehungsarbeit und in der Krankenpflege ausgebildet.
Von 1899 an entstanden zahlreiche Zweigeinrichtungen in Wiesbaden und im Umland. Im ersten Weltkrieg wurde im Paulinenstift erneut ein Lazarett eingerichtet. Einige Diakonissen aus Wiesbaden wurden zu anderen Lazaretten, mehrere Ärzte zum Kriegsdienst einberufen.
Da der NS-Staat 1937 seinen Alleinanspruch auf Erziehung durchsetzte, schloss die Paulinenstiftung ihre Erziehungseinrichtungen.
1939 mit Ausbruch des Krieges wurde in der Paulinenstiftung wieder ein Lazarett eingerichtet, mehrere Diakonissen wurden in den Dienst der Wehrmacht gestellt.
1945-46 wurde das Adelheid-Krankenhaus von den Amerikanern beschlagnahmt. Die Diakonissen zogen vorübergehend in das Kinderheimgebäude und unterhielten dort eine Kinder- und eine Entbindungsstation und eine behelfsmäßige Ambulanz.
1947 wurden die Schwestern des Diakonissen-Mutterhauses 'Haus der Barmherzigkeit' in Lodz, die 1945 geflüchtet waren, dauerhaft vom Paulinenstift aufgenommen. Das 'Haus der Barmherzigkeit' hatte bereits 1940 die Schwesternschaft des 'Alexanderasyl' Sarata/Rumänien (heute Ukraine) aufgenommen.
Seit den 1950er Jahren traten immer weniger Diakonissen dem Stift bei. Ihr Dienst musste von Angestellten übernommen werden. Viele Zweigeinrichtungen wurden im Laufe der Jahre geschlossen.
1962 wurde das alte Adelheid-Krankenhaus abgerissen. Der Krankenhaus-Neubau wurde 1966 fertig gestellt.
1971 eröffnete das Paulinenstift eine Kindertagesstätte, die - wenn auch unter anderer Trägerschaft- bis heute besteht.
1974 trat eine neue Verfassung der Stiftung in Kraft, welche u.a. eine Umbenennung in 'Diakoniegemeinschaft Paulinenstift' vorsah.
Finanzielle Probleme führten dazu, dass die Betriebsführung des Krankenhauses 1989 an die Firma 'Asklepios Kliniken GmbH' übertragen wurde. Trägerin blieb zunächst die Diakoniegemeinschaft Paulinenstift.
1994 kaufte die 'Asklepios GmbH' das Krankenhaus auf und benannte es in 'Asklepios Paulinen Klinik' um.
Die Diakoniegemeinschaft Paulinenstift ist heute eine kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts. Sie ist Mitglied des Diakonischen Werkes in Hessen und Nassau, des Kaiserwerther Verbandes deutscher Diakonissen-Mutterhäuser und der Kaiserwerther Generalkonferenz.
Quelle:Weber, Ulrich: 150 Jahre Paulinenstift Wiesbaden (1857-2007). Von der Mägdeherberge zur Diakoniegemeinschaft. Wiesbaden 2007.
[2] Am 29. April 1889 gründeten zwei Diakonissen aus Bern auf Bitten der Bad Emser Gemeindepfarrer Georg Vömel und Rudolf Heydemann eine kleine Krankenstation in der Silberaustraße. Hier wurden nicht nur die verarmten Kleinbauern und Handwerker des Dorfes Ems, sondern auch die oft kranken Bergarbeiter der Blei- und Silbergruben liebevoll versorgt. In wenigen Jahren wuchs die Diakonissengemeinschaft und mit ihr die Zahl ihrer Aufgaben. Bis zu 12 Krankenhäuser, rund 50 Gemeindediakoniestationen und mehrere Kindergärten in Bad Ems und Umgebung waren über Jahrzehnte hinweg mit Diakonissen besetzt
Quelle: Stiftung Diakoniewerk Friedenswarte