Die 3 Oberkerspell zu Westerwald Marienberg, Emmerichenhain und Neukirch betreffende Marienberger Kirspell. Dieses Kirspell grentzet ahn Hachenburg und die Saynsche grentzen wie auch ahn die grafschaft hadamar undt Stull gebieth.
Das Waßer die Nister genanntt fengt ahn zu Emmerichenhain, undt scheidet bies ahn die Grafschaft Sayn nahe ahn die niederscheider Saynsche Mühle. Von danen scheidet die Nister zwischen Nassau Beilstein bis ahn den Korb. Von dannen scheidet die Weißbach bis undig Kirben, so Saynsche seitens seindt Steingestz n zwischen Beilstein undt Sayn bies ahn den Rheinhardtsborn obig Lipp im Dillenburge.
Undt Saynsche Dorff, darnach ziehet es fort, bies auf den Liebenscheiter grentz.
Zu Marienberg hatt es die Haubt Kirche, darinnen ein schön geleuth. Es hatt ein fein Pfarhauß alda sambt denen gelegenen eigenen pfar guttern undt eigenem pfar Waldt. Die pfar so hern Ihro Excell. unserem Herrn bystellen wirdt, bedienen ahn itzo her jost Gelery HeWetig. Es seindt auch in diesem Kirspell noch 3 Capellen.
Eine in Retzhaußen. Die ander im Hoff. Die dritte zu Unnau.
 
Die Kirche zu Marienberg hatt beneben ihren eigenen pfar gutten järlich noch einfallen gehabt 84 gl 16 att 6 ch.
Die Capelle zu Retzhaußen hatt järlich einfallen mitt ihren Capitalen undt bestendigen pensionen undt ein morgen Landt 170 gl.
Die Capell zu Hoff jarlich 86 gl 17 att 7 1/2 ch.
Die Capell zu Unna jarlich 40 gl.
 
In diesen Kirspell befinden sich nachfolgende Dorffschaften
 
Marienberg
darinnen seindt vor diesem gewesen ahn Manschften 12 
Itzo nich mehr als  4
Pfull 
Darinnen vor diesem ahn Manschften 6
Itzo 0
Zum Hoff  15
Itzo 3
Zur Bach 3
Itzo diese bleiben
Retzhaußen 7
Itzo +
Stockhaußen 3
Itzo 0
Ilfan 1
Itzo 0
Eychenstrutt 3
Itzo 0
Zum Fehl 3
Itzo 1
Grasaiffen 4
Itzo 1
Langenbach 10
Itzo 5
Zjnhain 5
Itzo 2
Bilsberg 1
Itzo diese bleibt
Hardt  7
Itzo 3
Erbach 6
Itzo 5
Unnaw 15
Itzo 9
Stangrodt 5
Itzo 0
 
Dieses Kirspell Marienberg muß jarlich liffern
 
ahn Maybeden 28 gl 7 att
Aus dem Grundt 5 gl 5 att
Herbst Vogt undt Landtbeede 28 gl 7 att
noch 19 gl
itzo aus dem Grundt  5 gl 5 att
Lastfuhrgelt  41 gl 7 att
aus dem Grundt 14 gl 5 att
vechten gelt  9 gl
der grundt  2 gl
Meyden gelt 7 gl
im Grundt 2 gl
Noch muß jarlich liffern ides Haußgeseß 4 huhner
ihde kuh jarlich 2 att
ihdes pferdt jarlich 1 gl
ein heppen Man järlich 1/2 gl
Noch ständigen Sach zehnden haffer 83 1/2 math 2 metzen
glein fuder undt holtzfuhr haffer 15 mütt
Ferden haffer 42 mütt 8 metzen
im grundt 7 mütt 13 metzen
pflughaffer ihdes pferdt jarlich 5 metzen
 
itzo die gepfohlte zehnden dises 1645 jahr gethan ahn haffer
 
zu Marienberg 8 vogt metzen
Oberzehnde zu pfule 4 metzen
Scheidinger bach 3 metzen
Stockhaußen 8 metzen
Eichenstrutt 7 metzen
Obershaußen zum hoff 4 metzen
 
In diesem Kirspell Marienberg haben Ihr Excell unser Graf Her liegen nachfolgende Muhlen
 
Die Muhl zu Langenbach hatt jarlich geben  22 gl undt 1 Schwein
giebt itzo  5 gl undt haffer meel 3 metzen
Die Muhl zu Erbach sonsten geben  20 gl undt 1 Schwein
giebt itzo 10 gl undt haffer meel 3 metzen
Die Muhl zur Bach jarlich 32 gl undt haffer meel 3 metzen undt 1 Schwein
Ligt itzo wüst undt gibt 0

In diesem Kirspell Marienberg haben Ihr Excell. unser Graf Her auch liegen einen schönen buchwalt. Den Scheid oder graseiffen Maute genannt. Wird den underthanen jarlich umb ein gewiß gelt verlehnet.
Ein dritthalb stundt von Marienberg ligt das Closter Mergenstatt darinnen haben, die Hern Grafen von Nassau Catzenelenbogen ein atz gerechtighern so oft sie oder die Beampten und dienern dahin kommen, müßen auch jarlich in die Herschaft Dietz undt Herschaft Beilstein Catzenelen gebühren, ahn Cappentuch und Hensschen endrichten undt dieweill sie in dem Kirspell ihre (eigenen Munchleuth haben so ihren höffen bedienen werden selbige zur hälffte in disem pferdt gelt undt pflughaffer gerechnet)
In diesem Kirspell haben Ihr Excell. einen schönen forellen weyher, den Bacher weyher genantt, liegen welcher sich järlich selbst mitt Forellen besetztet.
Das Emmerrichenhainer Kirspell
Dieses Kirspell ligt nechst ahn dem Marienberger Kirspell die Nister herab, Zu Emmerichenhain ist die Pfarkirche, zu Rehe und Humerg seindt ebenmaßen zwey Capellen gewesen, welche aber nunmehr gantz zerfallen undt nicht mehr im brauch.
Die Erb Rechten zu diesen Kirchen undt Capellen, thun jarlich in allem 20 gl 3 att itzo das andere jar ahn haffer 3 malt.
Itzo gehört auch der zehnde so zu Emmerichenhain falt nachweißdl. der Kirchen. Diese pfar (wirdt ebenmaßen von der Herschaft bestallet) bedienet itzonde Her johannes The000rg Brunig. Wohnet zu Emmerichenhein in einer behausung so zu dieser pfar gehörig. In dem Dorff Emmerichenhein hatt die Herschaft eine schöne nawe muhl so ein steinern gebaw ist. Vor wenigen jaren erbawet darauf wohnet ahn itzo ein wirth so wegen der Herschaft wein undt bier verzapft, der Muller wohnet gleichfals darinnen. Diese muhl hatt vor diesem jarlich gegeb 53 gl. Itzo gibt solche 4 malter Frucht undt ein schwein.
Noch liegt eine mahl in diesem Kirspell. Die Crombacher Muhle genanntt. Hatt jarlich geben 20 gl. Itzo ligt solche gantz wüst.
In diesem Kirspell hatt die Herschaft 7 schöne Teiche liegen. 4 in Emmerichenhein nebs 2 beheltbern den anderen nächst dabey, der Breydenbacher weyher genantt.
Undt der dritte bey itzbesater Cruinbacher Muhlen. Diese die weyher besetzen sich selbst mitt schönen hechten, werden alle drey jar gefischet.
Undt ist den Crombacher weyher in acht zu nehmen, das in dem selbigen undt daherumb solche hölen undt tiffen von springenden waßernulellen undt sumpfen das solche nicht zu grunden seindt.
 
In diesem Kirspell befinden sich nachfolgende Dorfschafften
 
Emmerichenhein
hirinnen seindt vor diesem ahn Manschften gewesen 13
itzo mehr  1
Niederroßbach
vor diesem 11
itzo seindt noch 6
Oberroßbach
vor diesem 8
itzo seindt noch 1
Saltzburg
hatt gehabt 6
itzo noch 1
Konigshub 4
itzo das dorf gantz abgangen 0
Zenhaußen
vor diesem ahn Manschaften 6
itzo noch 6
Nister 
vor diesem 4
itzo gantz abgangen undt 0
Mörndorff
vor diesem 7
itzo 2
Weigentshain
vor diesem 13
itzo 4
Homberg
vor diesem 9
itzo 2
Rehe
vor diesem 18
itzo 6
 
Dieses Kirspell Emmerichenhain muß järlich liffern
 
Meybeede 27 gl 21 att
Noch Meybeede von Centgrafen 9 gl 5 1/2 att
noch 4 gl 14 att 6 ch
Herbst Vogt undt Landtbeede 17 gl 24 att
noch 9 gl 5 1/2 att
noch 4 gl 14 att 6 ch
noch 19 gl
noch Lastfuhrgelt 47 gl
Noch Wechter gelt 12 gl
 
ferner müßen järlich liffern
 
ihdes hausgesaß 4 huhner
itzo ihde Kuh jarlich 2 att
itzo ihdes pfedt jarlich 1 gl
Ein heppenman järlich 1/2 gl
 
noch müßen das Kirspell järlich liffern
 
ständigen Sachzehnd haffer 5 mütt 13 metzen
gleinfuder undt holtzfuhrhaffer 15 mütt
fuderhaffer 41 mütt 13 metzen
fuderhaffer von den Vogtleuthen 27 mütt 10 metzen
pflughaffer ihdes pferdt 5 metzen
 
Die gepföchte Zehnden dieses 1645 jahr gethan
 
Zu Emmerichenhain                             7 metzen
zu Niederroßbach                                 24 vogtmetzen
In diesem Kirspell wirdt auch jarlich zu Emmerichenhein ein schöner jahrmarkt in der wochen nach pfingsten gehalten dahin von allen benachbarten allerhandt zu verkauffen gebracht wirdt.
Das Neukircher Kirspell
In diesem Kirspell hatt es eine haubt Kirche undt eine Capell. Die haubt Kirch ligt zu der Neukirchen, hatt jarlich einfallen gehabt 25 gi 12 att 4 ch. Noch seindt dieser Kirchen vor wenigen jarten legin und vermacht worden ahn jährlichen Renthen 26 gl 22 1/2 att.
Die Capellen liegt zu Liebenscheidt hatt ahn Erb Rechten fallen 7 gi 6 att 1 ch. Diesen Kirchen undt Capellen bedienet ebenniaßen He. joh. Theodor Brunig. Bey der Neukirchen hatt es ebenmaßen ein besonder pfar hauß gehabt, welches aber sehr in verwüstung gerathen.
 
In diesem Kirspell befinden sich nachfolgende örtter undt dorfschaften.
 
Die freythen Liebenscheidt dieses ist schöner woll gelegner ortt undt vom Kaiser Carlen im jahr 1360 aus sonderbahren Kaisergnaden, Graf Henrich zu Nassau vermög ertheileten Freybriffs zu einer Statt undt vestung zu bauen allergnädigst vergünstiget worden, dergestalt auch dieser ortt mitt schönen wällen undt aufeinander streichenden brustwehren, zu einer Reale vestung zu machen angefangen undt das Fundament undt alles treflich woll dazu gelegen auch ein schön Schloß undt Gräfl. Wohnung darinnen aufbauet worden.
Es ist aber diese Grafl. Wohnung durch das beharliche Kriegswesen gantz in verwüstung gerathen undt dermaßen zu grunde ruiniret das außer dem bloßen Steinhauffen davon nichts mehr übrig. Diese angefangenet schöne Wälle undt brustwehren sindt gleichfals rnehrentheils in abgang kommen, daher es dieser Zeitt mehr einem bloßen Dorff als einer Statt oder Vestung ahnlich, wie dan auch von der Herschaft ihnen deswegen keine besondere Freyheit oder im mintest (daran sie sich bisher unternehmen wollen ferner will gestattet werden).
Umb dieses Liebenscheidt, liegen underschiedene schöne weyher wie (bey der Mühle am fecken hier, hernach vor dem flecken geg weißenberg ein weyher so) ein Entenfang gewesen, seindt mit hecht und Carpen besetzent. 
Es hatt die Herschaft auch aldar eine eigene Mühle, welche vor diesem jarlich geben 72 gi undt 2 Schwein. Itzo aber liegen solche wüst undt felt davon 0.
Ebenmaßen hatt die Herschaft umb dieses Liebenscheidt einen schönen hoff liegen, (Hoff zu Liebenscheidt Lit N) wie beyliegende Specificatim Sub Lit N ausweißen. Dieser Hoff ist nunmehr in das 4. jahr von Ihr Excell. unsern Her Grafen von Dillenburge Frenklein auszustallen vergünstiget worden.
Dieses Liebenscheidt hatt vor dießem ahn Manschaften gehabt  13
itzo sindt noch aldar  8
Weißenberg aldar seindt vor diesem gewesen  6
itzo seindt aldar   2
Neukirchen da seindt gewesen 4
itzo aldar 0
Stein seindt gewesen 11
itzo aldar noch 4
Bredhaußen seindt gewesen 10
itzo 6
Willingen vor diesem 12
itzo 8
Löhnfell da vor deisen 6
itzo noch 2
 
Dieses Kirspell muß järlich liffern
 
Meybeede  9 gl 13 att
noch Meybeede  4 gl 14 att 6 ch
Herbstvogt undt Landbeede  9 gl  13 att
noch  11 gl
noch  4 gl 14 att 6 ch
noch Lastfuhrgelt 23 gl 15 att
wechtergelt  3 gl
ihde Kuh järlich 2 att
indes pferdt järlich 1 gl
Ein Heppenman järlich 1/2 gl
 
Ihder Haußgesaß außerhalb des Flecken Liebenscheidt so hiervon befeyhet järlich hühner 4
Noch muß diese Kirspell jährlich liffern
 
standige Sachzehnden haffer mütt
noch fuder undt holzfuhrhaffer 10 mütt 7 metzen
noch das Kirspell 5 mütt
zu Weißenberg 2 mütt
zu der Hoffen 14 mütt 3 metzen
Die gefochte Zehnden dieses 1645 jahr gethan
zu Stein 18 vogtmetzen
zu Liebenscheidt 12 metzen
Bredhaußen 22 metzen
Lohnfelt 10 metzen
Willungen 3 metzen
                                             
In diesen Kirspell Neukirchen hatt es ein hohes gericht, nicht weitt vom Stein, auf einem zimblichen hohen hügell, undt da ein Mißthatige person in dießen dreyen Oberkirspeln ergriffen, wirdt hir alda zur peinlichen Recht vorgestellen, undt der gebühr Exequieret, wie dan hiersu in ihdem Kirspell 7 Schöffen bestellet, welche das gericht, da es angestellet, mitt besitzen mußen. Alhier ist zu wißen, das obgedachtes hohes gericht, recht in der mitten undt gleichsam das Centrum auf dem Westerwalt sein soll, dan da man von dannen, all ortten herauß eine westerwallische Heil weges gehen soll, wirdt sich die westerwallische räwigkeit algemach verleiren undt miltem erbawlichem Landts artt, auch gelindene lufft befinden.
Dan auf den Rechten Westerwalt die Landerey dermaßen stark undt vest das vor ihden pflug acht undt wol mehr ochsen gehen müßen, tragt auch kein Korn aber woll schöne volkorblichen hauer undt geraten, darauß sie ein rawes brott backen zu ihrer taglichen nahrung, undt gleichnenen das brot raw, also seindt die leuth viel stärker undt grober als ahn denen ortt da sie sich reinen korns zu brotts gebrauchen, daher man dan auch einen rechten westerwaller von anderen leicht erkennten kan.
In Summa wie zuvor schon gesagt bestehet ihre beste partyning undt jarliches auskommen, in der Viehzucht, welches durch die gewohnliche vielfeltige tawe undt befruchtigungen, so auch in den heißesten Sommertagen aldar geschehen, dermaßen herlich schöne undt fruchtbare weyden giebt, das man auch ahn den räwesten ortten fast nichts als den schönsten Klee sicher herfür blicken, welches ihnen dan, bey ihrer ohne das gewohnlichen Sparsamkeit mehr nutzen undt nahrung bringt /da sie nuhr deßen in roh undt frieden genißen können/! als woll andern ihr wichlicher ackerbau ahn gutten Korn undt weitzen schein mag undt alzu ein altes Sprichwortt gewesen, da andere benachbarten woll Korn und fruchten, die westwäller dagegen wiel vieh undt bahr gelt gehabt.
Die ständigen Hern gult in denen 3 Oberkirspelln zu westerwalt shein jarlich
ahn gelt                                                             76 gl   4 att   1 ch
Seindt aber nicht mehr gangbar als etwan       22 gl
Butter                                                                12 1/2 metzen
seindt aber nicht mehr gangbar als                  1/2 metzen
gänß                                                                  9
seindt gangbar                                                  3
käß                                                                   14 metzen13 käß
ist gangbar                                                        0
Diese obgenannten 3 dörffer als Marienberg, Emmerichenhain undt Neukirchen seindt von Hern Sigfriden Ertzbischoffen zu Colln, Hern Grafen Henrich zu Naßau Catzenelnbogen in ad 1289 zu lehen aufgegeben worden, welches hernachter Churfürst Ruprecht ad 1464 Curfürst Herman in ad 1487 undt alle anderen nachfolgende Curfürsten cenfimerell undt bestediget. Undt ob woll der itzigen Hochwürdigst auch Durchlauchtigst undt hochgeborener Fürst undt Her Herr Ferdinand Ertzbischoff undt Churfürst zu Cölln so in ad 1615 eine specification, aller undt jhder stück, so zu dem empfang gebeb lehen gehörig, auch ahn welchem dieselbigen gelegen, mitt ihren Rechten unut gerechtigkeiten, auch obliegenden beschwerigen begehren, ist Ihr Fürstl. Durchl. zwar solche Specification untertögst. eingeschickt, undt diese 3 Dorff mitt ihren berich undt wngenß, wie stark ahn Manschaften, undt was sie järlich Renthen undt austragen beschreiben, von Grafen Dillenburge. Catzenelen under dato 1. iuli 1615. zugestellet, aber mehr undt weiter nicht als was diese 3 Dorff in ihrem circustu begreiffen, als lohn bar eingerawnbt undt gestanden werden. Dan das übrige alles undt was sonstenzu diesen 3 Oberkirspeln gehörig vor Naßau Beilsteinisch eigenthwnb gehalten wirdt. Wie dan auch Rechtens quoin dubio omnia bona präsumantur allodiala ee non feudalia misi istuis modi este Vere ant pursonitfe probetus dan auch dannen Hern so wolle. Die vestung Liebenscheidt undt der Flekken so daran liegt, nicht weniger Churfürstl. Triersche lehen stücken seindt.
Ferneres so gehören auch in dieser Churfürstl. Triersch lehen die Burg undt Veste Beilstein, sambt dem Thall undt der Mühlen darbey, undt dasu gehörigen Dorffen, nehmblich Wallendorff, Hayern, undt Rodenroth. Wie ingleichen so ist das Dorff Nieder Roßhaußen nicht weniger ein Churstl. Triersh lehen, als auch das Beilste theil ahn der vesten undt Hauß Naßau undt was dase gehörett welches alles von itzigen Churfürstl. Her von Trier, in dero letzten den 30 julis ad 1624 zu Coblentz ertheilten lehnsbrifen, dero gestalt confirmen undt bestatigen, das fals das Haus Dillenb undt Naßau Erben undt Nachkommen, ohn Mansstamm mitt tode abgehen solten, das als dan Ihr Hoherr der Printz von Oranien undt Deßen Erben, von der Naßauschen Lini, aus dem Haus Breda undt sproßen substituiret undt darmitt belehnet werden sollen, alles craft obangezogenen Churfrstl. Trierschen lehnsbrifs.
Außer diesen itztgenaneten Chur Colniß undt Cur Trierschen lehnstijcken befindet sich nichts mehr in der grentzen Herschaft Beilstein so da lehnbar. Sondern ist undt wirdt alles von Naßausch eigenthumb gehalten.
Es sit auch in dieser Herschaft Beilstein vor alters ein brauch gewesen das so woll die Under als die Oberkirspell ihdes jahr ihr eigene Landtgerichte, undt zwar in indem Kirspell eimall gehalten, alda was sie etwa verkaufft oder vertauscht, einander brif undt Siegell geben, welches durch ihdes Kirspell oder gerichts, besiglet, auch daselbst zugleich was etwa der Herschaft ahn Zehnde pfennig gefallen angezeigt (auch zugleich die richt undt bußtage gefallen) werden, gestalt dan aus ihdem Kirspell hierzu 7 Schöffen verwehlet undt dasu von der Herschaft beeydicht auch dewegen ihnen järlich Hern huhner befreyhet werden.
Dieweil aber diese gerichte nicht ohne sonderbaren großen costen / welchen gleichwoll sie Schöffen ohne zuthun der Herschaft tragen müßen gehalten werden, als seindt sie fast in abgang gerathen (daher auch die Herschaft ihnen die hühner nicht länger gestatten will ihdoch vergönnet). Das so woll die Under als Oberkirspell, ihden ein gericht undt als das gantz jahr über 2 halten, aber die Kosten dabei dergestalt moderieren undt ein ziehen solten, das von Obrigkeitwegen endlich gar abzuschaffen.
Es ist auch in dieser Herschaft brauchlich undt herkommen, das ihde Kirche ihr besondern Kirchen meister undt der Allmosen casten seine allmusen pflegen welche järlich undt ihdes jahr vor den Ambtman undt cern Her inspectorn der Herschaft Dietz ihre Rechnungen ablegen undt liquidieren müßen, gleichfals werden auch in dieser Herschaft die vermundigen mitt gewißen vormunden versehen, auch ihdes jahr ihre Rechnungen vor dem Arnbt abgelegt.
Damalig so woll in den 3 Under als 3 Oberkirspeln zu Westerwalt ahn Manschaften sich begreiffen 444 Man. Itzo aber befinden sich das dieses 1645 jahr deren noch beyhanden imsamt 177 Man. Also daran abgangen 167 Man.
Ob nuhn zwar woll, alhier auch war zu reden, wie etwa zu Hochge. Ihr Excell unser Graf Herr besten die Renthen undt anders werte zu verlaßen, dieweill aber ihdoch sich in facts undt aus eigabenen Rechnungen erfinden wirdt, das diese wenigen Underthanen, ahn standigen undt unstandigen Hern Renthen undt anderen Herschaftlichen gefällen dieses 1645 jahr, aus diesen noch zur zeitt / wegen vorgangenen langbeharlichen hochverderblichen Kriegswesens gantz erschöpft undt aus ... Herschaft undt da sie gleichfals in der Grafschaft Dillenburg, Hadamar, den Munschen von Mergenstatt, itzo etzlichen von Adel den von Irmtraut, Steinkantten, Saalbach undt anderen nicht weniger große jährliche Renthen schuldig, Darnach bey solchen ihrem unvermögen, nuhr allein ahn gelt abgestattet ahn die 950 Rchd undt noch dazu ahn Contribution in die 1700 Rchd. So ist dabey woll abzunehmen, was diese Herschaft einbringen undt thun können, zu-mahl weill bey noch so verderbten Zeiten diese geringe verbleiebenen underthanen nichts detaweniger bey weitem ehr gethan den 444 Man, bey gutten jahren, der Herschaft geben.
Dahero dan nicht sehe, wie in solche weiter zu setzen, sondern viel mehr dahin zu trachten, (wie solches dergestalt also schlechtlich zu continiren, oder) wie etwa alle die Renthen dermaßen proportinabiliten nach itzig befindlichen undt bey den schweren erhaltenden Contribution deromaßen auszutheilen, das solches von ihnen zu ertragen, undt das sie destabeßer, bey Haus undt Hoff verbleiben, undt den ihrigen, zu erhaltung Weib undt Kinder, nicht weniger auch in etwas vorstehen möchten, Da sich als dan im mitler Zeitt, das beschwerliche Kriegswesen, undt dannenhero erfolgende continirliche Contribution endern oder lindern. Die Manschaft auch und alles andere sich verbessern wirdt. Das als dan auch gutte verbeßerungen wan zuförderst dermall eines die vollige Renthen ahn gelt undt früchten, wiederwnb in ihren alten gang gebracht/ mitt götter als beßernmanieren ahn Handt genommen werden köntten.
Sonaten sehe nicht, was es weiter gehen wolte, als das man die jenigen, so albarmts mitt fast schwerer last beladen, noch ferner gravieren undt beschweren wollte, daraus nichts anders als großer karmen undt weheciagen der armen underthanen erfolgen wurde. Wie man dan solches seufzen undt clagen der armen leuth fast taglich hört undt siehet, das sie selbsten, sambt ihren weiber und Kindern, bbs undt nackendt gehen, nicht so viel for sich bringen können, das sie ihr ein gleidt ahn leib oder was anders zur täglichen nehrung in vorath schaffen können sondern den mehrentheill mitt dem rawen brott undt einem trunck waßer vor lieb nehmen müßen.
Undt ist alhier das politische Axioma woll in acht zu nehmen das es beßer sey, das ein Her atwas leydet, undt habe Reiche undt vermögende Underthanen deren er in Zeitt der noth sich nützlich zu gebrauchen, undt hingegen die underthanen gantz erschöpft, arm undt unvermögend seyen, dan ich Machiavellische Portun, das ein Herr, auch mitt eußerster erschöpfung undt fürn seiner underthanen, seinen nutzen schaffen solle, nicht gentzlich billichen kann, (undt ist auch eine alte Regull, das ein Herr seinen underthanen zwar genißen, aber solche auch bey dem brodt das ist ihrer taglichen nahrung laden soll,) ihdoch alles hatt sempervenigennes metrir ea rectinir Lentientis judicio.
1 Mütt = 16 Metzen = 6733 Pariser Kubikzoll = 133 2/5 Liter
 
 
 
Beilagen so hierzu gehörig
  1. ist eine beschreibung des Hoffs zu Beilstein fol 4
  2. Dillenburgsche Vergleichung wegen scheidung des dorfes Münchhaulßen f 5
  3. Ist der auswechsell der gutter so das dorff Koedingen gehabt, dafür die Herschaft den underthanen anders angewißen fol 6
  4. die Herschaft den underthanen anders angewißen fol 6, beschreibung des Hoffs zur Johansburg ibd.
  5. Accord mitt dem Schneidmtilier aufgericht ibid.
  6. Eine gräntzbeschreibung des Calenbergsee
  7. noch eine ander abscheidt deswegen aufgericht ibid.
  8. Grentzverschlichtung zwischen Beilstein undt Solms ibid.
  9. Wyders vergleichung zwischen Beilstein undt den benachbarten Dorffschaften ibid.
  10. beschreibung des Hoffs zu NiedershauBen fol 7
  11. Kaufbrief ober die Niedershaußer Muhl ibid.
  12. Marienberger pfar einkommens fol 11.
  13. beschreibung des Hofes zu Liebenscheidt 16.
 
 

Keine Kommentare

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.