In den einzelnen Gemeinden des Kirchspiels Marienberg (Owerkirschpel) wird die Mundart, das "Wäller Blatt", leicht unterschiedlich ausgesprochen. Früher, als auch die Kinder noch Blatt sprachen, konnte man anhand des Dialekts die örtliche Herkunft ableiten. Heute sprechen viele nur noch Hochdeutsch.
Im folgenden sind einige mundartliche Unterschiede aus verschiedenen Gemeinden aufgeführt:
Bad Marienberg (Marmerich, Maariibärsch)
- Stadt Marmer Koch (Sie sprechen das Wort „kochen“ hochdeutsch aus.)
- OT Zinhain (Ze-ine): Zijner Bickel
- OT Eichenstruth (Aaijeschdroud)
Bölsberg (Bilsbisch, Bölsberisch, Bölsbrisch)
- Der Neckruf „Bölsber Laus!“ ist eng mit dem Bölsberischer Fabelwesen, der Laus, verbunden. Wundersame Geschichten ranken sich um dieses Geschöpf, das an einer dicken Eisenkette im Schatten der uralten Dorflinde gelebt haben soll. Auf den Ruf: „Bölsber Laus!'' reagierten die Bölsber heftig, besonders, wenn an Kirmes- und Festtagen der Umgebung zu vorgerückter Stunde der Alkoholpegel anstieg. Dann gab es Schrubb, Schmess, Schlääj, Klöbb und Magges oder man rief: „Etz krest dö dey Trachtament; gleich würst dö vertuwaggt; esch schlien disch ernommischt!" Weithin gefürchtet war die Schlagkraft der Bölsberger Burschen, und in Sachen Laus verstanden sie keinen Spaß. Die Frage nach dem Ursprung der Laus-Sage wird unterschiedlich beantwortet. Böse Zungen behaupten, dass unsere Jugendlichen in früheren Zeiten wohl engen Kontakt zu Läusen pflegten und deshalb als „Bölsber Löüs" beschimpft wurden. Der Neckruf lautet jedoch: „Bölsber Laus!" (Einzahl) und kann nur wie folgt entstanden sein: Als die Bölsberger Kinder noch in Nachbardörfern zur Schule gingen, bemerkten sie bald die fragwürdigen Hygienegewohnheiten ihrer Mitschüler. Fast alle kamen ungepflegt daher, husteten und prusteten, und in ihren verfilzten Locken herrschte ein Hin und Her wie auf einer Ameisenburg. Die blitzsauberen Mädchen und Knaben aus Bölsberg wurden bald zum Ärgernis. Der Schullehrer suchte tagaus, tagein auf ihren Köpfen nach Ungeziefer, bis er endlich fündig wurde. Triumphierend hielt er eine stattliche Laus empor. Nun war die Schadenfreude groß: „Bölsber Laus! Bölsber Laus!" Unsere Dorfkinder, die immer schon ein Herz für Tiere hatten, nahmen das arme Geschöpf mit auf ihren Nachhauseweg und banden es, weil es gar so groß wurde, an die Dorflinde. Als Axt und Säge dem ehrwürdigen Baumriesen am 12. März 1959 den Garaus machten, verschwand auch die Bölsberger Laus auf Nimmerwiedersehen. An einem geheimen Ort in der Gemarkung fristet sie nun ihren Lebensabend. Wenn aber Zank und Streit im Dorf Überhand nehmen, hören die Bölsberger sie manchmal mit ihrer rostigen Kette rasseln.
Quelle: Reiner Held, 57648 Bölsberg
Dreisbach (Draasbich)
- Drasber Eulen
Fehl-Ritzhausen (Retzause)
- Mausfresser?
Großseifen (Großseife)
Hahn bei Marienberg (Hoh)
- Hohner Spatze
Hardt (Hoord)
- Hoorder Stickel. (Die Hardter galten als Stickel, als unhöfliche Leute.)
Hof (Hoop, fum How)
- Höwer Aach
- Höwer Bär
- Höwer Knäul
- Höwer Courage
Kirburg (Kiirbursch, Kirberich)
Langenbach bei Kirburg (Hennerlangemisch, Lengem, Langemich)
- Duhr-Längemer
Lautzenbrücken (Lauzebrick, Lautsebröck)
- Hajo, hajo, bause, Elkert lajt bei Kause. Nisterberg bei Lautzebrick, do dem Kind de Kietz vom Rick.
- Hajo, bajo, bause, Elkenroth liegt bei Kausen. Nisterberg bei Lautzenbrücken, nimm dem Kind die Kieze vom Rücken.
- Hajo, bajo, bause, Elkenroth liegt bei Kausen. Nisterberg bei Lautzenbrücken, nimm dem Kind die Kieze vom Rücken.
- Agathe Ferger aus Enspel kennt einen anderen Schluss: …, packe mer det Kendche off de Reck, drine bes no Breese off die deuer Huchzeit, ger et naut wie Äbernsbrei – wer kann dobei lustisch sei.
- Pack mir das Kindchen auf den Rücken, trage es bis nach Bretthausen auf die teure Hochzeit, gibt es nichts als Kartoffelbrei. – Wer kann dabei lustig sein. Die Kieze war die Tragekiepe der Westerwälder Hausierer, und manchmal mussten auch die Kinder sie schon tragen.
Lautzenbrücken-Hohensayn (Hohensehn)
Mörlen (Mörle, Mierlen, Mürle)
Neunkhausen (Nuinkhouse, Nenkhause)
- Ninköjser Kohlrawemänner
Nisterau-Bach (Baach)
- Baascher Kaach. (Sie sprechen das Wort „kochen“ wie „kaachen“ aus.)
Nisterau-Pfuhl (Pool)
- Pööhler Och. (Die Pfuhler sagen „och“ statt „auch“.)
Nistertal-Büdingen (Buiränge, Bejrenge)
- Büdinger Fätz. (Die Büdinger haben „nur einen Darm“, sie waren geizig.)
Nistertal-Erbach (Äärwisch)
- Erwer Holz, Sprüchklopper, Wönd (Wind), Krautschisser
Norken (Noorge)
- „All kei Norken net!“ (So sagte ein Norker, als er gefragt wurde, wie ihm Wiesbaden gefallen habe.)
- Die Dächer des Dorfes reichen lang herunter, fast bis zur Erde, damit ihnen das Hui des Westerwaldwindes, der hier recht unverfälscht bläst, nicht allzu sehr an den Strohkaputzen zausen kann. Die Bretterbeschläge nach der "Woastseit" sind recht hübsch bunt bemalt. Die Dorfstraße weist mächtig viel Basaltbrocken, und bei Regenwetter ebenso viele "Püddel" auf. Morgens früh bläst der Kuh- und mittags der Säuhirt. Um die Geisterstunde aber hallt des Nachtwächters langgezogenes "Tuhu-hut" zwölfmal nacheinander durchs Dorf. Und trotzdem und deshalb war der Hannphilip stolzer auf sein Nest, als es ein Berliner auf die Reichshauptstadt sein kann. Freilich, viel weiter als nach "Breäsen" (Bretthausen) und "Nönkhause" (Neunkausen) und allenfalls, seit die Bahn lief, "noh dem Koef" war er auch nicht gekommen. Nur einmal fügte es das Geschick, dass er eine weite Reise machte, dass er nach "Wißboare" kam. Dessen Namen hatte er oft genug gelesen auf dem großen Blechschilde am ersten Hause des Dorfes, aber es war für ihn doch immer so gewesen, als ob es zum "Ausland" gehörte, und es hatte ihm geschienen, als ob es dahin soweit wäre wie nach Amerika. Das er nun auf seine "ahl Daag" in die ferne Stadt gekommen war, war so zugegangen: Sein Liß hatte sich dahin verheirate. Erst hatte er sich mit Armen und Füßen dagegen gewehrt, sein Kind in die weite Welt und unter wildfremde Leute zu schicken, aber schließlich hatte er nachgeben müssen. Hatte auch nachgeben müssen, als es ihm immer und immer wieder in den Ohren lag, dass er sie einmal in Wiesbaden besuchte. Das "Liß" hatte dem "Babbe" alles gezeigt, was es in Wiesbaden an Sehenswertem gab. Ans Kurhaus hatte es ihn geführt (er hatte Kuhhaus verstanden und sich erst gewaltig verwundert, dass in so einem feinen Haus Kühe sein sollten), durch all die feinen Straßen mit den prächtigen Häusern, die wie Königsschlösser aussahen. An dem Kochbrunnen hatte er gestaunt, dass da "Damp" heraus kam ohne Feuer. Auch getrunken hatte er von dem Wasser, das wie "Fleischbrühe" schmeckte. Mit der Bahn waren sie gefahren, die ohne Gäule und ohne Kühe fuhr. Aber als sie sich müde gelaufen und abends bei dem Liß in der Küche saß und die Tochter ihn gefragt hatte. "Na, Babbe, wie hat dir dann Wißboare gefalle?", da hatte er seinen Kopf geschüttelt und gesagt: "All kei Norke net!" Und als er wieder daheim war vorn der großen Reise und die Nachbarn kamen uns stellten die gleiche Frage, da hat er auch denen geantwortet: "Oen ganz Wißboare kei einzisch Schauendor - all kei Norke net!" Seitdem lebt Hannphilipps Wort auf dem Westerwald, und wenn ein Wäller in sein Dorf heimkehrt und gefragt wird nach der Schönheit der Fremde, so sagt er "allemoal" "All kei Norke net!"
Quelle: www.norken.de
Stockhausen (Schdaggese)
- Schtäckser Käs. (Sie bereiteten einen guten Handkäse.)
Stockhausen-Illfurt (Illfurt)
Unnau (Unnau)
- Unner Boddergrosche
- Unner Stolz (Man sagt ihnen einen gewissen Stolz nach)
- Nachahmung der Unner Mundart: Mamme, do det Döbbe of dett Laach (Loch) un staach (stoch), darret om hönnerschde Laach kaacht (kocht).
Unnau-Stangenrod (Stangard)
- Stangerder Gadsaicher (Eichhörnchen)
Unnau-Korb (Korw)
- Körwer Kripse. (Früher gab es im Wäschebach viele Krebse.)
Quelle: Ortsnamen im Westerwaldkreis in ihrer mundartlichen Aussprache sowie Ortsneckereien, Zusammengestellt von Hermann-Josef Hucke, Daubach