Teller, Colo. Dez. 29th 1902
Lieber Vater und Schwestern!
Euern lieben Brief habe ich ein paar Tage zurück erhalten und will Euch heute abend zurück antworten. Ich hatte die ganze Zeit auf einen Brief von Euch gewartet und dachte immer, daß ich Euch den letzten Brief geschrieben hätte. Bei mir geht noch alles ziemlich gut.
Jan 1th 1903
Ich denke, ich muß wohl heute abend meinen Brief fertigmachen. Es ist Ziemlich hart für mich einen Brief zu schreiben, weil Ihr hier nicht bekannt seid. Ich hatte ungefähr zwei Wochen zurück einen Brief von Kansas, dort ist noch alles beim alten. Ich habe letztes Frühjahr einen Brief von Robert Weinbrenner erhalten, doch glaube ich nicht daß ich den Brief beantwortet habe. Ich werde vielleicht, wenn ich mich einmal danach fühle, seinen Brief beantworten.
Ich bin seit Juli wieder am Stahl-scharf-machen auf einer Grube. Ich brauche nicht hart zu arbeiten. Wir haben ungefähr einen Fuß tiefen Schnee und es ist jetzt ziemlich kalt.
Ich habe Euch 25 Dollar geschickt für ein Weihnachtsgeschenk. Es kommt ein wenig spät, doch ist es noch früh genug.
Ich habe schon seit etlichen Jahren nichts von Karl und Robert gehört.
Ich bin bloß für einen Tag in Monte Vista gewesen seit Juli und weiß nicht, wie es dort geht.
Meine Adresse ist immer noch Monte Vista, denn wenn ich nicht da bin, dann werden die Briefe mir nachgeschickt, es ist 9 Uhr und ich will schließen für dieses Mal, da ich doch nichts mehr zu schreiben weiß.
Mit vielen Grüßen verbleibe ich
Euer August
Solange wie ich hier bin, habe ich noch kein Christkind bestellt und auch sehr wenig davon bekommen.
August.
Quelle: "Wir hatten ein schlechtes Schiff..." Briefe eines Westerwälder Amerika-Auswanderers 1892-1914